Die Häftlingen des Hessentaler Lagers waren fast ausnahmslos polnische Juden, die schon seit dem Einmarsch der Reichswehr in Polen in Arbeitslagern in Radom und Umgebung für die deutsche Besatzungsmacht gearbeitet hatten. Nachdem die SS Radom vor der anrückenden sowjetischen Armee evakuiert hatte, wurden die Häftlinge nach Auschwitz verschleppt. Auf der dortigen Rampe selektierte man die Arbeitsfähigen; ihre Angehörigen und Freunde gingen in die Gaskammern. 2187 Männer wurden in Viehwaggons nach Vaihingen/Enz transportiert. 800 von ihnen kamen von dort in zwei Transporten nach Hessental.
BU 5 und 6: Die Gebrüder Zalcman, Häftlinge des KZ Hessental
Das Stelenfeld auf dem ehemaligen Appellplatz des Lagers symbolisiert die Opfer des Konzentrationslagers Hessental. An diesem zentralen Ort des Lagers fanden nicht nur die täglichen Zählappelle statt, hier wurden die Häftlinge auch auf grausamste Weise für kleinste "Vergehen" bestraft.
Von den über 800 Insassen des Lagers sind inzwischen etwa 715 namentlich bekannt. Die meisten, d.h. 599 Namen sind auf den erhalten gebliebenen Seiten einer Liste zu finden, auf der 2187 von Auschwitz nach Vaihingen gekommene Häftlinge registriert wurden. In Vaihingen wurden die Weitertransporte in andere Lager eingetragen , so auch die Transporte am 14. Oktober und 21. November 1944 nach Hessental
Für jeden bekannten Häftling ist eine Namenstafel an den Stelen angebracht, die auch - so weit bekannt - seinen Herkunftsort und sein Alter zur Zeit der KZ-Haft in Hessental nennt. So werden dem ansonsten anonym bleibenden Leiden konkrete Namen gegeben.
Wichtigster Nutznießer der Insassen des Hessentaler Lagers war die Bauleitung des Fliegerhorstes Hessental. Gegen eine tägliche Gebühr wurden die Häftlinge von der SS "gemietet". Ihre Hauptaufgabe bestand darin, die Bombenschäden auf der Rollbahn zu beseitigen und den Flugplatz, der wegen der Endmontage und Einfliegerei der ME 262 von kriegswirtschaftlicher Bedeutung war, benutzbar zu halten. In der unmittelbaren Produktion waren sie offensichtlich nicht beschäftigt.
Die Häftlinge legten Verbindungswege im Wald an, waren im Baracken- und Gleisbau tätig und arbeiteten in Steinbrüchen. Auch in Haller Gewerbebetrieben, bei Handwerkern und Landwirten kamen einige zum Einsatz. Schließlich zog die Stadt Hall sie zum Bunkerbau und zur Beseitigung von Trümmern heran, so nach dem Luftangriff am 23. Februar 1945.
Eskortiert und bewacht wurden die Arbeitskommandos der KZ-Häftlinge neben den SS- und OT-Wachleuten von Luftwaffensoldaten. Üblicherweise dauerte der tägliche Arbeitseinsatz der Häftlingskommandos – bedingt durch die dunkle Jahreszeit – von 7 Uhr bis 17 Uhr. Er begann und endete mit einem Zählappell auf dem Lagerplatz.
Auf dem Weg zu ihren Arbeitsstellen und zurück zum Lager wurde die Kolonne der Häftlinge täglich durch Hessental getrieben. Dabei spielten sich regelmäßig Szenen brutaler Misshandlung ab. Ein Hessentaler Bürger, Augenzeuge des täglichen Häftlingsmarsches, berichtet: "Wenn ein Häftling nach seiner täglichen schweren Arbeit im Steinbruch, beim Straßenbau auf dem Heimweg ins Lager durch eine Fußverletzung oder vor lauter Übermüdung, Anstrengung und Schwäche den militärischen Gleichschritt nicht einhalten konnte, so wurde zuerst von dem betreffenden Wachmann der Wolfshund auf diesen armen wehrlosen Menschen gehetzt. Hat der Hund dann den Häftling einige Male angerannt und gebissen, dann sprang der Wachmann auf diesen zu und schlug mit dem Gewehrkolben in unmenschlichster Weise auf ihn ein."