Authentisches aus dem Lager: die Jacke eines Häftlings

Auf dem Gelände der Gedenkstätte gibt es keine Überreste aus der Zeit des Lagers. Aber nun hat man eine Jacke gefunden, die Asriel bzw. Adam Borenstein tragen musste.  Auf der Jacke ist noch seine  Gefangenennummer 25497, die er im Lager Vaihingen  erhielt, zu erkennen. Diese Information erhalten wir von der isrealischen Historikerin Idit Gil. Die Jacke wird jetzt in Yad Vashem, der israelischen Holokaustgedenkstätte, aufgehoben.  

Sie muss wohl von Borenstein oder seiner Familie aufbewahrt worden sein. So sauber und gepfleg,t wie sie hier aussieht, war sie in den Lagern bestimmt nicht.  Aus  den Berichten von Überlebenden wissen wir, dass die Kleidung sehr schmutzig , oft beschädigt, viel zu dünn und im Winter sehr, sehr kalt war. Manche Häftlinge haben sich Zementsäcke ausgeschnitten und darüber gezogen, um ein wenig gegen Wind und Kälte geschützt zu sein.


Enkel besuchen die Gedenkstätte

Pessach Aron Ajzenmanns Enkel besuchten Anfang Oktober 2019 die Gedenkstätte KZ-Hessental. Avihay und Magan Haviv kamen aus Israel hierher an den Ort, an dem ihr Großvater  vom 14. 10. 1944 bis zum 5. 4. 1945 gefangen gehalten wurde und schreckliche Qualen erlitt. Sie suchten auf dem Stelenfeld der Gedenkstätte die Tafel mit seinem Namen und legten dort  Blumen nieder.

An diesem Ort befand sich damals der Apellplatz, auf dem auch Pessach Aron Ajzenmann jeden Tag antreten musste, auf dem alle kontrolliert wurden, Strafen, Prügelstrafen und Exekutionen durchgeführt wurden, die Häftlinge während der Typhusepidemie in der Februarkälte ausharren mussten und viele daran starben. Ajzenmann hat berichtet, „viele starke Männer“ seien Opfer der Epidemie geworden.

P. A. Ajzenmann hat den Todesmarsch überleben können. Die Befreiung durch die Amerikaner erlebte er vermutlich in Allach.  Und auch nach der Befreiung musste er wie viele in einem Lager leben, allerdings in einem D.P. Lager. Seine spätere Frau lernte er in Schwäbisch Hall  kennen. Beide wanderten später nach Israel aus, wo er dann als  Dachdecker arbeitete. Vermutlich als Folge dieser Tätigkeit erkrankte er an Krebs und kommt sogar noch einmal im Jahr 1971 zu einer medizinischen Behandlung nach Deutschland zurück.

Er starb 1984 und hinterließ 3 Kinder und mehrere Enkel.

Die jungen Männer aus Israel erzählen, dass in der Familie Ajzenmann kaum über den Holokaust gesprochen wurde.  Sendungen darüber durften die Kinder nicht ansehen. Ajzenmann meinte dazu, die Filme sind doch nur Komödie im Vergleich zur Wirklichkeit.

Beharrliches  Schweigen über die Judenvernichtung kennen wir von den Deutschen nach dem Krieg. Dass es den Opfern aber schwer fiel und dass sie lange kaum über dieses Grauen, das sie erlebt hatten, sprechen konnten, mag uns auf den ersten Blick verwundern. Die Erinnerung an die Leiden und die Erniedrigungen dieser Zeit, war für sie zu schmerzhaft. Bei manchen hat es 30 oder 40  Jahre gedauert, bis sie anfingen, darüber zu sprechen und zu schreiben, um mit sich selbst und dieser Vergangenheit in Reine zu kommen.

 

Und nun machten sich die Enkel auf den Weg, Spuren der Lebensgeschichte ihres Großvaters nachzugehen - in Hessental und an den Orten, an denen er zur Arbeit eingesetzt wurde z.B.  in einem Steinbruch und dem Fliegerhorst.

Sie haben sich nicht  nur mit Mitgliedern der Initiative und Michael Koziol, der die ersten Studien zur Geschichte des Lagers in seinem Buch niedergeschrieben hat, getroffen und unterhalten. Sie machten sogar ein „Friedens-geschenk“ und  überreichten den Mitgliedern der Initiative  eine Mesusa und andere Symbole der jüdischen Kultur.

 


Aus der Fotoserie "Subjektives" der

Schüler der Sybilla-Egen-Schule Schwäbisch Hall. 

 


 

Ehemalige Häftlinge haben wieder ein "Gesicht" .

 

Bilder sind  für uns heute eine Selbstverständlichkeit und in Überfülle vorhanden. 

Von den Gefangenen im KZ Hessental aber gibt es so gut wie keine Bilder. Oft wissen wir ja nicht einmal ihren genauen Namen, die Herkunft oder das Alter. Auf der Straße verhaftet oder in einer Razzia von der Familie getrennt, so kamen die Gefangenen ins Ghetto oder Lager. Da war keine Zeit für den Abschied von der Familie und erst recht nicht für Bilder. Deshalb  haben wir nur sehr wenig  Fotos vin den Häftlingen. 

Die seltenen Bilder der jungen Menschen haben wir vergößert, auf eine Art Fahnen gedruckt und auf dem Gelände der Gedenkstätte aufgestellt, damit zumindest  einige von ihnen  "ein Gesicht" bekommen.

 

Von links nach rechts auf der Bildleiste:   Jacob Gutman, Chaim Zalcberg,  Chil Igelman, Herschel Wassermann, Majer Blajwajs,  Moszek Friebaum  und  Fajwel Zalcman